Im Dienste der Kulturlandschaft

Im Dienste der Kulturlandschaft

Ein Weidstall droht aus der Landschaft zu verschwinden und soll renoviert werden. Mit der Aufnahme des Gebäudes trägt Jermann dazu bei, ein wertvolles Zeugnis früherer Bewirtschaftung zu erhalten.

Auf der Basler Landschaft, vor allem auf den Höhen des Kettenjuras, wurde auf Sennhöfen eigentliche Alpwirtschaft betrieben. Sie waren mit einem Zaun vom übrigen Gemeindeland abgetrennt. Hier gab es keinen Ackerbau, sondern nur Viehzucht. Ein Teil des Landes lieferte das Heu für den Winter, die übrige Fläche diente als Viehweide. Das aufgezogene Vieh wurde verkauft, Käse und Butter auf den Markt ins Tal und bis in die Stadt gebracht. Als solcher Sennhof ist der Niederbölchen auf einer Skizze des Basler Kartografen Georg Friedrich Meyer aus dem 17. Jahrhundert dargestellt. Der Hof erscheint auf der Skizze als Wohngebäude mit Scheune, ein zusätzliches Gebäude oberhalb dürfte der noch heute stehende Weidstall sein.

Sennhof Niederbölchen auf einer Meyer Skizze, 17. Jhdt.

Die Situation des Weidstalls ist landschaftlich einzigartig, Stall und Bäume bieten vielen Lebewesen Unterschlupf. Dieses verwunschene Ensemble droht aus der Landschaft zu verschwinden. Das Gebäude ist in sehr schlechtem Zustand, und die riesigen Bäume müssen fachgerecht behandelt werden, damit sie nicht zusammenbrechen. Der Verein Baselbieter Feldscheunen (siehe rechts) hat sich zum Ziel gesetzt, den Stall zu restaurieren und wieder nutzbar zu machen. Als Ergebnis soll kein neues, sondern ein altes gut unterhaltenes Gebäude zwischen den uralten Bäumen stehen und landwirtschaftlich sinnvoll genutzt werden.

Von der Meyerskizze zur 3D-Ansicht

Die Jermann AG möchte einen Beitrag zur Erhaltung der wertvollen Baselbieter Kulturlandschaft leisten und entschied sich im Winter 2014 dazu, den Verein Baselbieter Feldscheunen tatkräftig zu unterstützen. Pro Jahr soll der aktuelle Bestand einer Feldscheune präzise vermessen und in Plänen dokumentiert werden. Da die Bauwerke historisch und altersbedingt nicht aus geraden und rechtwinklig zueinander stehenden „Regel-Geometrien“ bestehen, sondern vielmehr aus unregelmässigen und schiefen Fluchten, drängte sich schon bald eine Messmethode auf, welche alle Elemente der Feldscheune vollumfänglich und effizient aufnehmen kann. Mittels 3D-Laserscanner und Multicopter wurden sämtliche krummen und schiefen Mauern, Holzbalken des Dachstuhls, Böden, Fenster und Türen – kurz gesagt das gesamte Bauwerk bis in den hintersten Winkel – verformungstreu und dreidimensional vermessen. 

3D-Visualisierung der Feldscheune Niederbölchen

Eine Million Messpunkte pro Sekunde sorgten dafür, dass die Vermessungs-Aufnahmen der Niederbölchner Scheune nicht Wochen, sondern nur einen Tag vor Ort benötigten. Die digital konservierte Scheune lag nach Abschluss der Messungen in Form einer „3D-Punktwolke“ mit Millimeter-Auflösung im Büro vor. Aus dieser konnten im Anschluss alle benötigten Dokumentationen präzise und zuverlässig ausgewertet werden. So wurden unter anderem Grundrisse von Erdgeschoss und Dachstuhl, zwei vertikale Schnitte längs und quer durch die Scheune sowie Ansichten jeder Aussenfassade mit allen relevanten Informationen in einer CAD-Software erstellt. Die resultierenden Pläne dienen den Restauratoren als exakte und vollständige geometrische Dokumentation der Scheune.

Ein lohenswerter Einsatz

Der Verein Baselbieter Feldscheunen ist dankbar für den engagierten Einsatz der Jermann AG und meint: "Die Schürli sind nicht nur wichtige Elemente in unserer Landschaft, sondern sie sind als Bauten ausserordentlich wenig veränderte Zeugen traditioneller Bautechnik. Sie erfordern verantwortungsvollen, im Sinne von Denkmalpflege ausgeführten Umgang mit der vorhandenen Substanz und eine vorbildliche Dokumentation des Bestandes und der ausgeführten Arbeiten. In diesem Rahmen nehmen die von Jermann geleisteten Aufnahmen eine sehr wichtige Stellung ein."